Metaphysische Anwendungsideen für die christlich-wissenschaftliche Bibellektion über
„Der Mensch“
für den 29. August bis 4. September 2022
von Christie C. Hanzlik, C.S. in Boulder, CO
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Einführung
Gott ist keine Person mit einem Körper. Egal, wie oft wir diese Wahrheit äußern, es ist immer noch verlockend, sich Gott als Person vorzustellen. Die Menschen scheinen Gott in eine körperliche Form bringen zu wollen (einen Körper mit Umrissen, der sich an einem Ort befindet), die wir verstehen und zu der wir eine Beziehung aufbauen können. Aber dieses reduktionistische Verständnis von Gott ist falsch. Es ist problematisch, weil es uns dazu bringt, das, was Gott ist, zu begrenzen. Und es ist problematisch, weil es unser Verständnis darüber einschränkt, was wir sind, was „der Mensch“ ist. (Beachten Sie, dass „Mensch“ im Kontext der Bibellektion nicht als geschlechtsspezifischer Begriff gemeint ist). Die Lektion über den „Menschen“ in dieser Woche zeigt uns, wie wir den „Menschen“ denken können, was uns wiederum ermöglicht, ein umfassenderes und genaueres Bild von Gott zu bekommen.
Wenn wir in einem Museum ein schönes Kunstwerk bewundern, würden wir nicht denken, dass die Kunst der Künstler ist. Wir würden uns auch nicht fragen, ob der Künstler wie die Kunst aussieht, in der Kunst steckt oder die Kunst mit dem Künstler verwechseln. Stattdessen wissen wir, dass das Kunstwerk ein Spiegelbild des Talents des Künstlers ist. Die Kunst ist nicht der Künstler. Das Kunstwerk ist ein Abbild des Künstlers, das Bild und die Ähnlichkeit, die der Künstler konzipiert hat. Der Künstler hat das Kunstwerk erdacht und in die Welt gesetzt. Auf diese Weise ist die Kunst die Ausgießung, der Nachwuchs, das Kind des Künstlers. Aber würden wir den Künstler darauf beschränken, indem wir die Kunst betrachten und sagen, dass der Künstler wie die Kunst aussehen muss? Nein. Die Kunst ist die Widerspiegelung — der Ausdruck und die Manifestation der Gedanken — des Künstlers.
Es ist klar, dass ich hier eine Analogie zwischen Kunst und Künstler und der Beziehung des Menschen zu Gott herstelle. Wenn wir diese Gedanken auf die Bibellektion dieser Woche über den „Menschen“ beziehen, können wir erkennen, dass der Mensch der Abglanz des göttlichen Gemüts ist, so wie die Kunst den Künstler widerspiegelt. Wir denken nicht, dass der Mensch — der Abglanz des göttlichen Gemüts — tatsächlich das göttliche Gemüt ist, noch fragen wir uns, ob das göttliche Gemüt irgendwie im Menschen enthalten ist. Und wir schauen nicht auf das, was wir als Mensch sehen, und versuchen dann herauszufinden, wie das göttliche Gemüt aussieht. Um mehr über den Menschen zu begreifen, schauen wir auf das göttliche Gemüt, genauso wie wir mehr über Kunstwerke erfahren wollen. Mit anderen Worten: Je mehr wir versuchen, das göttliche Gemüt als die Quelle aller Inspiration und allen Ausdrucks zu verstehen, desto besser können wir den Menschen verstehen… also uns.
Die Analogie zwischen dem Künstler und dem Kunstwerk sowie Gott und Mensch hat ihre Grenzen. Zum einen ist ein Künstler immer noch ein Mensch, der sich von einem Kunstwerk entfernen kann, wir sind also nicht von einem anthropomorphen Missverständnis weggekommen. Tatsächlich ist jede Analogie mit geistlichen Konzepten von Natur aus begrenzt, weil wir unendliche Konzepte in begrenzte Symbole packen. Und doch sind Analogien und Symbole notwendig, um uns zu helfen, Stück für Stück das unbegrenzte und unendliche Wesen Gottes zu verstehen. Mit anderen Worten: Es scheint, als bräuchten wir viele verschiedene Analogien — verschiedene Arten, Gott und den Menschen zu begreifen —, um uns von einer begrenzten Sichtweise zu befreien. Zum Glück für uns tut die Bibellektion dieser Woche über den „Menschen“ genau das… sie bietet mehrere Möglichkeiten, unsere Vorstellung von der Beziehung zwischen Gott und Mensch zu erweitern.
GOLDENER TEXT und Wechselseitiges LESEN
Der Goldene Text oder Hauptgedanke der Bibellektion führt die Idee ein, dass wir „Kinder“ Gottes sind. (GT, 5. Mose 14:1) Dieser Gedanke verdeutlicht, dass wir zu Gott gehören, von Gott abstammen und nicht von Gott getrennt werden können. Wie ein Kind an seine Eltern gebunden ist, so sind wir an Gott gebunden.
Die Analogie, ein Kind Gottes zu sein, bedeutet mehr als der Vergleich mit einem menschlichen Kind, das schließlich getrennt von seinen Eltern herumläuft und schließlich das Haus verlässt und auf sich selbst gestellt ist. Nein. Das wäre eine begrenzte Art und Weise, sich die Kind-Eltern-Analogie für das Mensch-Gott-Verhältnis vorzustellen. Stattdessen können wir uns vorstellen, dass das Kind (der Mensch) zu Gott gehört und ein Ausströmen von ihm ist.
Das Wechselseitige Lesen enthält viele Aussagen über die Kind-Eltern-Beziehung wie zwischen Mensch und Gott. Dies erinnert uns daran, dass wir uns besser als Kinder Gottes verstehen können, wenn wir die Worte und Werke Jesu Christi studieren. Im Galaterbrief lesen wir: „Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus.“
In den biblischen Zeiten war die Reihenfolge der Geburt wichtig, um die Hierarchie und Bedeutung eines Kindes festzulegen und zu bestimmen, wie das Kind von den Eltern erben würde. Wenn wir dieses menschliche Gesetz der Vererbung auf Gott und die Menschen anwenden, würde das bedeuten, dass nur bestimmte Menschen Gottes vollen Segen verdienen und andere außen vor bleiben. Diese ausgrenzende Denkweise von Gott als dem Vater einer bestimmten Gruppe von Menschen war im gesamten Alten Testament verbreitet. Die Lehre Jesu Christi räumte mit diesem Irrtum auf und stellte fest, dass wir alle Miterben Christi sind — das wahre Verständnis des universalen Trostes der unendlichen Liebe. Mit anderen Worten: Wir alle haben unbegrenzten Zugang zum Troste Christi — dem wahren Verständnis der göttlichen Liebe.
Die „Bibel Lupen Forschung“ im Christian Science Sentinel erläutert, dass der Apostel Paulus im Galaterbrief „die Christen mit Kindern vergleicht, die Aufsicht und Unterweisung brauchen, bis sie ihre Reife erlangen. In dieser Metapher ist das jüdische Gesetz der Vormund oder Lehrer; Christi Erlösungshandeln ist das Erbe.“ (https://sentinel.christianscience.com/columns/bible-lens) Mit anderen Worten: So wie wir uns davor hüten können, Gott als Person zu betrachten, können wir uns ebenso davor hüten, Christus als Person zu betrachten. Christus ist mehr als nur eine Person. Christus ist die Aktivität und das Bewusstsein der allgegenwärtigen und allmächtigen göttlichen Liebe, die am besten von Jesus Christus verstanden, verkörpert, vorgelebt und demonstriert wurde. (Zitat S3, 482:20-22)
Christus Jesus half der Welt zu verstehen, dass es in der göttlichen Liebe keine Hierarchie gibt und dass wir alle der vollen Aufmerksamkeit des göttlichen Gemüts würdig sind. Der unendlichen Liebe geht die Liebe zu jedem Kind, zu jedem von uns, nicht aus. Und es gibt keine begrenzten Segnungen vom unbegrenzten und unendlichen Geist. Wenn wir mehr von unserer Verbindung zur göttlichen Liebe spüren wollen, können wir uns auf uns selbst als Kinder Gottes konzentrieren — der Quelle des unbegrenzten und unendlichen Segens. Wir sollten dies nicht damit verwechseln, dass wir uns Gott als menschliches Eltern-Gemüt vorstellen, das scheinbar nur begrenzte Zuneigung und begrenzte Zeit hat. Nein, wir gehören zu Gott, der unendlichen Liebe, die die Zärtlichkeit, die Inspiration, die Kraft und die unendliche Fähigkeit hat, jeden von uns genauso zu kennen, zu segnen und zu inspirieren, wie wir es brauchen, noch bevor wir wissen, dass wir es brauchen, so wie Christus Jesus es vorgemacht hat. (RR, Galater 3:26, 29; 4:1, 2, 4-7; Epheser 1:3, 5, 11, 12)
Mehr zu Mary Baker Eddys Korrektur der Vorstellung von Gott als Person, siehe
Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 1:10; 2:7-21)
ABSCHNITT 1: Die Beziehung zum Einssein
Im ersten Abschnitt wird die Eltern-Kind-Analogie für Gott und den Menschen weiter erforscht und bezeichnet Gott als Vater und Mutter der gesamten Schöpfung, uns eingeschlossen. Zwei Dinge, die mir beim Lesen dieses Abschnitts durch den Kopf gehen, sind…
1) Wenn ich an Gott als Vater-Mutter denke, muss ich besonders wachsam sein gegenüber der Tendenz, mir Gott als Person vorzustellen … „Vater-Mutter“ bedeutet nicht eine Person, sondern eine allliebende und allmächtige Quelle aller Existenz.
2) Es scheint, dass nicht jeder ein positives Verhältnis zu seinen menschlichen Eltern hat und auch nicht jeder seine menschlichen Eltern überhaupt kennt. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass ich bei der Beschreibung Gottes als Vater-Mutter nicht auf menschliche Beispiele von Elternschaft schaue, um zu wissen, wie Gott ist, sondern ich sollte auf einen allumfassenden und vollkommenen Begriff für einen unkörperlichen Vater-Mutter schauen und mich bemühen, die vollkommene Elternschaft als Synonym für die allgegenwärtige Liebe zu verstehen.
Diese beiden Punkte sollen uns daran erinnern, nicht von einem menschlichen Modell auszugehen, um herauszufinden, was Gott ist… das würde zu einem begrenzten und körperlichen Verständnis von Gott führen. Vielmehr können wir mit einem erweiterten Verständnis von Gott beginnen, um herauszufinden, was der Mensch ist. „In der göttlichen Wissenschaft“, erklärt Mary Baker Eddy, „sind Gott und der wirkliche Mensch als göttliches Prinzip und Idee untrennbar.“ (Zit. S2, 476:4) Wenn wir also Gott als göttliches Prinzip kennen, können wir folgern, dass der Mensch die Idee — der Sprössling, das Kind — des göttlichen Prinzips ist. Das göttliche Prinzip beinhaltet Güte, Harmonie und Licht.
Gott ist die unbegrenzte Quelle aller Güte, Harmonie und des Lichts. Und wir sind diese Güte, diese Harmonie und dieses Licht.
Mary Baker Eddy beschreibt Gott als „Vater-Mutter“, um auf die „zärtliche Beziehung“ Gottes zu uns hinzuweisen. Unsere Beziehung zu Gott ist nicht wie eine Beziehung zu einer kalten und gefühllosen physischen Kraft wie der Schwerkraft. Stattdessen ist sie zärtlich.
Und doch ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es sich bei der Beziehung zwischen Gott und Mensch nicht um zwei getrennte Wesen handelt, die eine Beziehung haben. Der Mensch ist das Wesen Gottes. Der Mensch ist der Ausdruck, die Idee, des göttlichen Prinzips. Es gibt keine Trennung zwischen Gott und dem Menschen, so wie es keine Trennung zwischen der Sonne und ihren Strahlen, dem Prinzip und seiner Idee gibt. Der Mensch ist der Abglanz Gottes, das heißt, der Mensch ist die Ausstrahlung Gottes, so wie ein Kunstwerk die Ausstrahlung des Künstlers ist oder ein Strahl die Ausstrahlung der Sonne.
Wie Mary Baker Eddy erklärt, ist der Mensch „der Gattungsbegriff für alles, was Gottes Bild und Gleichnis widerspiegelt; die bewusste Identität des Seins, wie wir sie in der Wissenschaft finden, in der der Mensch die Widerspiegelung von Gott oder Gemüt und somit ewig ist; das, was kein von Gott getrenntes Gemüt hat; das, was nicht eine einzige Eigenschaft hat, die nicht von der Gottheit stammt; das, was kein Leben, keine Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles geistig widerspiegelt, was zu seinem Schöpfer gehört.“ (Zit. S5, 475:7)
So wie große Kunstwerke das Talent des Künstlers widerspiegeln, so spiegelt der Mensch die Größe Gottes wider. Mary Baker Eddy sagt: „[Die göttliche Liebe] gestaltet alle Dinge nach ihrem eigenen Gleichnis. Leben spiegelt sich in Dasein wider, Wahrheit in Wahrhaftigkeit, Gott in Güte, die ihren innewohnenden Frieden und ihre innewohnende Beständigkeit mitteilen….Mann und Frau, die zugleich mit Gott bestehen und mit Ihm ewig sind, spiegeln für immer in verherrlichter Qualität den unendlichen Vater-Mutter-Gott wider.“ (Zitat 6, 516:9-12, 22-24) Auch hier hilft uns die Formulierung Vater-Mutter-Gott, die zärtliche Beziehung zwischen Gott und uns zu verstehen, aber sie bezieht sich nicht auf zwei getrennte Wesen. Der Mensch ist das Wesen, das Spiegelbild Gottes. Dies ist die Beziehung des Einsseins.
ABSCHNITT 2: Die Schöpfung ist anfangslose Einheit, niemals Zweiheit
Wenn wir die Einheit von Gott und Mensch verstehen, erkennen wir, dass Gott und Mensch nicht zwei getrennte Wesenheiten sind, sondern dass der Mensch der Ausfluss, der Widerspiegelung des göttlichen Prinzips ist. Das Einssein von Gott und Mensch verändert grundlegend die Art und Weise, wie wir über die Schöpfung denken. Wenn wir uns Gott und den Menschen als getrennte und unverbundene Wesen vorstellen, wäre es verlockend, an einen Gott zu denken, der in einer Leere existiert und dann mit den Fingern schnippt, um den Menschen aus dem Nichts zu erschaffen. Nein, einen solchen Moment hat es nie gegeben. Es hat nie einen Moment gegeben, in dem Gott existierte, aber der Mensch nicht existierte. Es gab nie einen Anfangspunkt für den Menschen. Der Mensch, der Ausfluss Gottes, hat immer existiert, weil Gott immer existiert hat. Gott ist per Definition derjenige, der keinen Ausgangspunkt hat.
Es gab nie einen Anfangspunkt für den Menschen. Der göttliche Geist hat immer existiert, und so hat auch die Ausgießung, die Nachkommenschaft, von Geist immer existiert. Hier ist eine kreative Wortsubstitution, um diesen Punkt zu verdeutlichen, indem Mary Baker Eddys Aussage über unseren geistigen Ursprung verwendet wird: „In der Wissenschaft [sind wir] ist der Mensch der Sprössling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind [unsere] Ahnen. [Unser Ursprung ist nicht wie der der Sterblichen [ein Wort für ein Wesen, das einen Anfangspunkt hat], noch gehen wir durch [begrenzte] Bedingungen, bevor wir Intelligenz erlangen. Geist ist [unsere] ursprüngliche und endgültige Quelle des Seins; Gott ist [unser] Vater [wie eine Quelle, aber keine Person], und Leben ist das Gesetz [unseres] Seins.“ (Zit. S7, 63:5)
Der zweite Abschnitt verbindet den Gedanken der Schöpfung mit dem Thema der Widerspiegelung und beschreibt die Widerspiegelung ̶ die Ausgießung ̶ des Geistes. So wie große Kunst das Spiegelbild eines großen Künstlers ist, ist der inspirierte Mensch das Spiegelbild des unendlichen Geistes. Mary Baker Eddy schreibt: „Identität ist die Widerspiegelung des Geistes, die Widerspiegelung des lebendigen Prinzips, Liebe in mannigfaltigen Formen. Seele ist die Substanz, das Leben und die Intelligenz des Menschen, die individualisiert ist, aber nicht in der Materie. Seele kann niemals etwas widerspiegeln, das geringer ist als Geist.“ (Zit. 9, 477:20)
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir bei der Widerspiegelung nicht an die Zweiheit denken, so wie ein Mann, der in einen Spiegel schaut und ein getrenntes Bild von sich selbst sieht. In der göttlichen Wissenschaft geht es bei der Widerspiegelung um das Einssein. Mary Baker Eddy schreibt: „So weit die wissenschaftliche Erklärung über den Menschen verstanden wird, kann sie bewiesen werden und wird die wahre Widerspiegelung Gottes ans Licht bringen – den wirklichen Menschen oder den neuen Menschen (von dem Paulus spricht).“ (Zit. S11, 300:10) In der göttlichen Wissenschaft geht es bei der Reflexion also wieder um das Einssein.
ABSCHNITT 3: Chets Hühner und die zarte Beziehung zwischen Gott und Mensch
Im dritten Abschnitt wird das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn, der zum verzeihenden Vater zurückkehrt, verwendet, um die zärtliche Beziehung zwischen Gott und Mensch zu veranschaulichen. Und es enthält auch den Teil, in dem der ältere Bruder sich darüber aufregt, dass der Vater (Gott) den jüngeren Sohn, der so verschwenderisch und sündig war, beschenkt, während der ältere Bruder die ganze Zeit so treu war und nichts bekommen hat. (Zit. B10, Lukas 15:1-31)
Die „Bibel Lupen Forschung“ im CS Sentinel erklärt: „Gelehrte betrachten den älteren Sohn als Symbol für die Pharisäer – selbstgerecht, hochmütig und nicht bereit, einen reuigen Sünder aufzunehmen. Ungeachtet dieser Haltung spricht ihn sein Vater mit ‘Sohn’ an und versichert ihm, dass er seinen Status in der Familie nicht verloren hat. Ein Bibelexperte meint: „Wenn Reue für den verlorenen Sohn bedeutet, dass er lernt, wieder ‘Vater’ zu sagen, dann bedeutet sie für den älteren Sohn, dass er lernt, wieder ‘Bruder’ zu sagen. … Eine andere Quelle stellt fest: „Das Gleichnis hat ein offenes Ende: Es wird nicht vermeldet, wie der ältere Bruder reagiert hat. Die religiösen Führer hatten immer noch die Möglichkeit, auf Jesu Angebot des Königreichs zu reagieren.“
Mir ist noch nie aufgefallen, dass Jesus das Gleichnis mit offenem Ende erzählt hat… wir erfahren nie, was der ältere Sohn zu tun beschließt. Wir wissen nicht, ob der ältere Bruder weiterhin verärgert ist, oder ob er den Bruder zu Hause willkommen heißt. Diese offene Frage bringt mich dazu, über die „Tendenz des älteren Bruders“ zu beten, die jeden von uns zu verführen scheint. Mir kommt in den Sinn, dass wir die „Tendenz des älteren Bruders“ für die ganze Menschheit überwinden, wenn wir erkennen, dass die göttliche Liebe unendlich ist und über unendliche Ressourcen verfügt und dass jeder von uns nicht anders kann, als die Christus-Botschaft zu hören, die uns unserer unendlichen Quelle der Güte bewusst macht.
Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich von Chet Manchester, CSB, gehört habe. Vor Jahren begannen Chet und seine Frau Anne, auf ihrem Grundstück in New York Hühner zu züchten. Als Chet eines Tages mit einem großen Sack Futter hinausging, um die Hühner zu füttern, fiel ihm auf, dass die Hühner alle miteinander um das Futter kämpften. Er ertappte sich dabei, wie er sagte: „Dumme Hühner, wenn ihr nur wüsstet, wie viel Futter ich euch zu geben habe und wie bereit ich bin, euch alles zu geben, dann würdet ihr nicht miteinander kämpfen.“ Das ist natürlich eine Botschaft, die jeder von uns begreifen kann. Wenn wir verstehen würden, dass unser göttliches Elterngemüt, die unendliche Liebe, über unendliche Ressourcen und einen unbegrenzten metaphorischen Futtersack verfügen, würden wir uns nicht vergleichen, kritisieren oder miteinander streiten. Wir würden uns nicht darüber aufregen, dass wir genug Zuneigung bekommen. Diese Lektion von Chet’s Hühnern kann uns allen helfen zu erkennen, dass wir alle der Liebe würdig sind und eine unbegrenzte Quelle der Liebe haben, die bereit ist, uns so viel zu geben, wie wir brauchen.
Von Chets Hühnern können wir viele Lehren ziehen. Wie Mary Baker Eddy rhetorisch fragt: „Sollen wir an der offenen Quelle [auch bekannt als unbegrenztes Hühnerfutter], aus der schon mehr herausströmt, als wir entgegennehmen, wirklich um mehr bitten? Es ist das unausgesprochene Verlangen, das uns dem Ursprung allen Daseins und aller Seligkeit [der Quelle allen Hühnerfutters] näherbringt.“ (Zit. S15, 2:26)
Sie fährt fort: „Durch Reue, geistige Taufe und Wiedergeburt ziehen [dumme Hühner] ihre [begrenzten] Überzeugungen und ihre falsche Individualität ab, [die sie glauben lassen, sie müssten für alles kämpfen, was sie bekommen].
In geduldigem Gehorsam gegenüber einem geduldigen [Geber unendlicher Segnungen] wollen wir uns bemühen, mit dem universellen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums – Eigenwille, Selbstrechtfertigung und Eigenliebe — aufzulösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und [das ist, was uns das Gefühl der Trennung und der Angst zu geben scheint].“ (Zit. 16, 242:1-3, 14)
Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, dass ich die Hühner-Metapher mit Mary Baker Eddys Schriften vermischt habe. Meiner Erfahrung nach regt das Hören vertrauter Schriften auf verblüffende Weise oft zum Nachdenken an und führt zu Heilung und Erweckung, außerdem macht es Spaß.
Je mehr wir von unserer unendlichen Quelle des Guten verstehen, desto mehr Frieden und Erfüllung finden wir. Wir sind nicht getrennt von der Versorgung oder getrennt von der Quelle alles Guten. Die Geschichte vom verlorenen Sohn hilft uns, die zärtliche Beziehung zwischen Gott und Mensch zu verstehen, dass Gott immer verzeiht und uns immer willkommen heißt.
Und doch müssen wir bedenken, dass wir in Wahrheit nie von Gott, nie vom Vater getrennt sind. Wir können uns nicht wirklich vom allgegenwärtigen und allwissenden Gemüt entfernen. Wir können uns nicht einmal für einen einzigen Augenblick von Gottes Gegenwart entfernen, denn Gott – die unendliche Liebe – ist allgegenwärtig. Der Mensch ist das Wesen Gottes, der Ausdruck und die Ausströmung Gottes selbst. Wie Mary Baker Eddy sagt. „Sich selbst zugestehen, dass der Mensch Gottes eigenes Gleichnis ist, macht den Menschen frei, die unendliche Idee zu erfassen.“ (Zit. S18, 90: 24-26)
ABSCHNITT 4: Liebe ist universell und lässt niemanden aus
Der vierte Abschnitt vertieft unser Verständnis der zärtlichen Beziehung zwischen Gott und Mensch. Der Abschnitt enthält die Geschichte der Frau aus Kanaan, die nicht jüdischer Abstammung war und die Jesus Christus um Hilfe bat. Die Bibel-Lupen-Forschung des CS Sentinel erklärt: „Als Nichtjüdin wäre die kanaanäische Frau von den Juden verachtet worden. Dennoch wendet sie sich an Jesus als den hebräischen Messias und nennt ihn den Sohn Davids. Ihre Hartnäckigkeit und Demut veranlassen ihn, ihren großen Glauben zu loben — ein Lob, das nur ein einziges Mal erwähnt wird, nämlich bei der Heilung des Knechtes des Hauptmanns (siehe Matthäus 8,10).“ (Zit. B12, Matthäus 15:21-31) Das Mitgefühl Jesu Christi für diese Frau hilft uns, seine Botschaft zu verstehen, dass niemand von dem allumfassenden Trost der göttlichen Liebe ausgeschlossen ist. Die göttliche Liebe korrigiert und regiert die ganze Menschheit, nicht nur einige wenige. Diese Frau war nicht ausgeschlossen. Keiner ist ausgeschlossen. Mary Baker Eddy sagt: „Liebe ist unparteiisch und universal in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist die offene Quelle, die ruft: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser.’“ (Zit. B19, 13:1)
In diesem Sommer gab ein Betreuer im Camp (Zeltlager) ein Zeugnis, das eine neue Inspiration für das Wort „universal“ enthielt. Seine neue Liebe für die Universalität der Gaben der göttlichen Liebe hat mich inspiriert, mich auch mehr auf das Wort einzustimmen. Nichts kann die Reichweite der göttlichen Liebe begrenzen. Niemand befindet sich außerhalb des Bereichs des allumfassenden und unendlichen Gemüts.
Wenn wir unser Gebet mit der Konzentration auf die Unendlichkeit, Allgegenwart und Universalität der Liebe beginnen und nicht auf eine Person oder ein persönliches Problem, dann entdecken wir schnell, dass nichts außerhalb dieser Unendlichkeit und Allgegenwart existieren kann. Mary Baker Eddy erklärt: „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfasst als Grundlage des Denkens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen.“ (Zit. S23, 259: 12)
ABSCHNITT 5: Die göttliche Liebe korrigiert und regiert den Menschen (WuG 6: 3)
In Abschnitt fünf geht es um die Frage: Was für ein Kind will unser göttliches Elterngemüt? Wenn wir diese Frage aus einer begrenzten Sicht des Menschen heraus beantworten, würden wir wahrscheinlich anfangen zu beurteilen und zu bewerten, wer gut genug ist, wer nicht akzeptabel ist und welche Dinge wir in uns selbst korrigieren müssten, um für das göttliche Elterngemüt, Gott, akzeptabel zu sein. Das würde zu allen möglichen Urteilen, Verwirrung und Unzufriedenheit führen. Wenn wir jedoch vom Standpunkt vollkommener Eltern, der allwissenden und allgegenwärtigen Liebe ausgehen, die unsere Quelle des Seins ist, erscheint es lächerlich, dass das Kind dieses Elterngemüts etwas anderes als gut sein könnte. „Der Herr lässt die Schritte eines Mannes fest werden, und sie sind von der [göttlichen Liebe] geordnet, und [die Liebe] erfreut sich an [unserem] Weg.“ (Zit. B15, Psalmen 37: 23)
In der Wissenschaft sind wir der Ausdruck, das Ausströmen der (…) göttlichen Liebe, die die Art und Weise lenkt, in der wir leuchten, geben und segnen. Wir werden von der göttlichen Liebe regiert. „Die göttliche Liebe korrigiert und regiert den Menschen.“ (WuG 6: 3) Wenn wir die Demut haben, uns der Autorität und dem Trost der göttlichen Liebe zu beugen, werden wir mehr und mehr Frieden finden. Wir können uns der Autorität der göttlichen Liebe beugen und beten: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erfahre, wie ich es meine. Und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf ewigem Weg.“ (Zit. B16, Psalm 139:23, 24)
In Wahrheit können wir uns der Autorität der göttlichen Liebe nicht entziehen. Wenn wir das falsche Gefühl loslassen, von der absoluten Geborgenheit der göttlichen Liebe getrennt oder ausgenommen zu sein, finden wir unser wahres Wesen als Gottes Kind, als Widerspiegelung der Liebe, als Inspiration des Geistes. Mary Baker Eddy erklärt: „Der wirkliche Mensch ist geistig und unsterblich, aber die sterblichen und unvollkommenen sogenannten „Menschenkinder“ sind Fälschungen von Anfang an, die zugunsten der reinen Wirklichkeit abgelegt werden müssen. Dieses Sterbliche wird ausgezogen und der neue Mensch oder der wirkliche Mensch wird in dem Verhältnis angezogen, wie sich die Sterblichen die Wissenschaft vom Menschen vergegenwärtigen und das wahre Vorbild suchen.” (Zit. S25, 409:20)
Mary Baker Eddy sagt uns, wie wir den richtigen Weg, den richtigen Kurs einschlagen können. Sie schreibt: „Das einzig Richtige ist, eine antagonistische Haltung gegenüber allem einzunehmen, was der Gesundheit, Heiligkeit und Harmonie des Menschen, des Bildes Gottes, entgegensteht.“ (Zit. 26: 392: 9)
Wir fangen nicht als fehlerhafte Menschen an und arbeiten hart daran, fehlerfrei zu werden. Stattdessen waren wir schon immer der reine Ausdruck des unendlichen Gemüts, und — durch das Gebet — entdecken wir diese Wahrheit unseres Seins. Das Gebet ermöglicht es uns, falsche Vorstellungen über den Menschen loszulassen. Wiederum ermöglicht uns das Gebet, falsche Vorstellungen über den Menschen loszulassen. Wie Mary Baker Eddy schreibt: „Die große Wahrheit in der Wissenschaft des Seins, dass der wirkliche Mensch vollkommen war, ist und immer sein wird, ist unbestreitbar; denn, wenn der Mensch das Bild, die Widerspiegelung Gottes ist, dann ist er weder umgekehrt noch gefallen, sondern aufrecht und Gott ähnlich.“ (Zit. S27, 200: 16)
Das Loslassen der falschen Vorstellungen über den Menschen ermöglicht es uns, das „Problem des Seins“ zu lösen – die Fragen, was wir sind und was unser wahres Wesen ist. Wenn wir dies tun, entdecken wir mehr und mehr unsere Anfangslosigkeit und unsere Ko-Ewigkeit mit dem unendlichen Gemüt. Und diese Entdeckung erweitert unsere Vorstellung von uns selbst und unserer Beziehung zur göttlichen Liebe, unserem Eltern-Gemüt.
Mary Baker Eddy erklärt: „Gott, das göttliche Prinzip des Menschen, und der Mensch als Gottes Gleichnis sind untrennbar, harmonisch und ewig. Die Wissenschaft des Seins liefert die Richtschnur der Vollkommenheit und bringt Unsterblichkeit ans Licht. Gott und Mensch sind nicht dasselbe, aber in der Ordnung der göttlichen Wissenschaft existieren Gott und der Mensch zusammen und sind ewig. Gott ist das Eltern-Gemüt, und der Mensch ist Gottes geistiges Kind.“ (WuG, S. 336:27)
ABSCHNITT 6: Der Mensch ist zufrieden und in Frieden
Wir alle können den Trost von dem göttlichen Eltern-Gemüt spüren, das eine unbegrenzte Ausgießung von Gaben für alle bietet. Wenn wir die Gnade und den Frieden Gottes, unseres Vaters, spüren, wie er uns durch den Wegbereiter Jesus Christus gezeigt wurde, erfahren wir Trost, der alle Schwierigkeiten überwindet. (Zit. B18, I. Petrus 4:10) Die universale und unbegrenzte Ausgießung der Liebe an uns wird durch das Konzept der göttlichen Vater-Mutter-Schaft symbolisiert, aber sie kann nicht auf die Persönlichkeit beschränkt werden. Gott ist nicht Person, ist nicht körperlich oder an einen bestimmten Ort gebunden.
Wenn wir die Universalität von Gottes Güte und Liebe verstehen und wissen, dass wir Ausfluss und Ausdruck dieser Liebe sind, können wir sie mehr und mehr mit anderen teilen und unsere Rolle als Ausfluss und Ausdruck der Liebe erfüllen. Mit anderen Worten: „dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ (Zit. B18, 1. Petrus 4,10)
Die göttliche Liebe reicht aus, um jeden einzelnen von uns zu trösten und zu inspirieren, universell und vollständig. Niemand ist jenseits der Segnungen der Liebe. Es ist natürlich und normal, dass die göttliche Liebe jedes Herz erreicht, so wie sie gebraucht wird. Die göttliche Liebe ist wie die vollkommenen Eltern, die zärtlich jeden von uns erreichen und lehren, wenn wir es am meisten brauchen. Wie Mary Baker Eddy schreibt: „Das Wunder der Gnade ist kein Wunder für die Liebe.” (Zit. S30, 494:17)
Wir können alle dankbar sein, dass „alles, was uns mit Weisheit, Wahrheit oder Liebe erfüllt – sei es Gesang, Predigt oder Wissenschaft – segnet die menschliche Familie mit Brosamen des Trostes vom Tisch Christi, speist die Hungrigen und gibt den Durstigen lebendiges Wasser.“ – und, wie ich hinzu-fügen möchte, alles, was Chets Hühner brauchen, um satt und in Frieden zu sein. (Zit. 31, 234: 5)